Am Grabe gehalten von Pfarrer Braun aus Mariabrunn

Andächtige in christlicher Trauer Versammelte! Geliebte Leidtragende!
Einen großen, nach menschlichem Ermessen unersetzlichen Verlust haben die trauernde Witwe und die vaterlosen Kinder erlitten. Der Gatte und Vater ist gestorben. Sein Haus war durch gegenseitige Liebe und Treue, durch das frische, fröhliche Aufblühen der Kinder, durch den Segen Gottes, der sichtlich über dem Hauswesen ruhte, eine Wohnung des Friedens und Glückes. Da umzog sich der Himmel über dem Hause mit düsteren Wolken der Sorge und Trauer. Der gute Vater wurde von schwerer Krankheit befallen. Die Kunst der Ärzte vermochte die Krankheit nicht zu entfernen und auch Gottes heiliger Wille war es nicht, dass der Kranke wieder gesund werde, und so ist gekommen, was die besorgte Gattin mit den Kindern befürchteten – das teure Auge hat sich im Tode geschlossen und dieses Grab soll nun die irdischen Überreste eines Mannes aufnehmen, der mit großer Vater- und Gattenliebe an seiner Familie hing, der nach der Zahl seiner Lebensjahre nach lange hätte für die so innig geliebten Seinigen leben, wirken, sorgen und beten können. […]
Joseph Anton Gebhard, Gastwirt, Guts- und Ziegeleibesitzer in Dillmannshof, war geboren zu Gattnau den 28. Januar 1842, ist somit 48 Jahre, 3 Monate und 9 Tage alt geworden. Er verehelichte sich am 19. April 1866 und hinterlässt die tiefgebeugte Witwe und zehn tiefbetrübte Kinder. Im Jahre 1881 verließ der Verstorbene mit seiner Familie die Heimat und kaufte sich auf Dillmannshof an. Seitdem haben wir den Verstorbenen kennengelernt, als einen überaus tätigen und tüchtigen Geschäftsmann, als einen durchaus rechtschaffenen und religiösen Mann, als einen vorzüglichen Bürger unserer Gemeinde. Insbesondere war der Verstorbene seiner Familie ein treubesorgter Gatte und Vater in vollem Sinn des Wortes. Aus allen Kräften war er für das Wohlergehen seiner Familie besorgt. Je näher der Tod an ihn herankam, desto mehr nahm seine Liebe zur Familie und seine Sorge um Mutter und Kinder zu und seine letzten Reden und Gespräche galten fast nur seiner Familie. Eben diese seine große Anhänglichkeit an seine Familie machte ihm das Scheiden so schwer und er hatte nur einen Wunsch, solange zu leben, bis er das künftige Wohlergehen und Glück seiner ihm so teuren Kinder begründet und gesichert gesehen hätte. Allein in Gottes unerforschlichem Ratschlusse war es anders beschlossen. Dem Verstorbenen genügte es nicht, durch unermüdeten Fleiß und rastlose Tätigkeit nur für das zeitliche Fortkommen seiner Familie zu sorgen, ihm lag vor allem das Seelenheil seiner Kinder am Herzen. Weil er selbst von lebendigem Glauben durchdrungen war, darum suchte er auch durch fortwährende Belehrungen, Ermahnungen und Warnungen, durch gutes Beispiel und Gebet Religion und Tugend in den Herzen seiner Kinder zu pflanzen und zu erhalten, er tat an seinen innigst geliebten Kindern, was in seinen Kräften stand ….