Eine Familie aus Oberschwaben

Dillmannshof

Geschichte Dillmannshof (gekürzte Fassung)

Seit 1937 ist Dillmannshof einer der 17 Wohnplätze der Gemeinde Eriskirch, Bodenseekreis, Baden-Württemberg.
Zuvor bildete die Schussen über Jahrhunderte hinweg die Grenze verschiedener Herrschaftsgebiete.
Dar rechte Schussenufer lag bis ins 18. Jahrhundert hinein im montfortischen Hoch- und Niedergerichtsbezirk Langenargen.
Mit dem Aussterben der Grafenfamilie Montfort 1780 kam die praktisch bankrotte Herrschaft an Österreich. Die Gegend wurde Teil Vorderösterreichs und die nächsten 25 Jahre von Freiburg aus regiert, 1805 dann bayerisch und 1810 schließlich württembergisch.
Die Regierung in Stuttgart führte in Neu-Württemberg Gemeinden ein. So entstand die Gemeinde Oberdorf, die bis 1937 bestand. Dann wurde der östliche Teil Langenargen, der westliche Eriskirch zugeschlagen. Diese Hälften entsprechen noch heute die beiden Kirchengemeinden Mariabrunn und Oberdorf.

Der Dillmannshof erhielt um 1697 seinen Namen nach seinem damaligen Besitzer Martin Tillman, zuvor hieß der Ort Beschlingen.
Der älteste Nachweis als Wohnort in den Pfarrbüchern der Gemeinde Langenargen ist die Eintragung der Hochzeit seines Urgroßvaters Martin Tillmann mit Anna Wielathin am 23.6.1628. Ältere Pfarrbücher stehen nicht zur Verfügung.
Laut dem Ahnennachweis der Familie Dillmann in Oberdorf nennt das Montfortsche Heberegister von 1575 auch schon Bewohner dieses Namens in Wolfzennen und Bäschlingen.

Ortsnamen auf -ingen weisen auf eine Besiedlung zu Zeiten der alemannischen Landnahme gegen Ende des dritten Jahrhunderts hin.
Zwar stieß man beim Neubau des Feuerwehrhauses in Eriskirch 1996 auf alemannische Spuren, dennoch ist eine alemannische Siedlung eher unwahrscheinlich.
Bis um das Jahr 1000 n. Chr. war das ganze Gebiet zwischen dem heutigen Friedrichshafen, Tettnang und der Argen ein ziemlich unbewohntes Gebiet.
Von der Burg Baumgarten aus erfolgte ab dem 12. Jahrhundert die Erschließung des Landes, wurde in den Urwald hinein gerodet, der sich auf beiden Seiten der unteren Schussen hinzog.
1271 wird die Burg Baumgarten den Konstanzer Bischof verkauft.
Das Urbar, eine Auflistung der Besitzungen und Einkünfte des Hochstiftes Konstanz in Meersburg, aus dieser Zeit erwähnt „Beschlingen“ nicht.

Dafür gibt es drei Erklärungsmöglichleiten:
Ein tatsächlich existierendes alemannisches Beschlingen gehörte nicht zur Baumgarten, sondern war z.B. montfortischer Besitz.
1309 führt die Grafschaft Montfort seine Besitzungen wie folgt auf: Burg und Stadt Tettnang, Burg Liebenau, Burg Summerau, Dorf Argen, Güter zu Betznau und Besitz jenseits der Argen und ein Teil der Herrschaft Baumgarten – also Beschlingen?
Oder wurde der spätere Dillmannshof als Teil Wolfzennens gesehen?
Beim Übergang Baumgartens an Meersburg 1271 werden drei Höfe in Wolfzennen genannt, aber nur zwei kamen 1472 mit Eriskirch an Buchhorn. Der dritte, der wohl dann meersburgisch blieb, könnte somit unser Beschlingen sein.
Dritte Möglichkeit: Beschlingen wurde erst später gerodet und besiedelt, dann nach den (ersten?) Bewohnern „Bosch“ benannt.
Dieser Familienname war auch in dieser Zeit zum Beispiel in Eriskirch verbreitet.

Beschlingen war, belegt durch das Lagerbuch von 1698, lange Zeit meersburgisches Schupflehen, also im Besitz des Bischofes, bzw. des Domkapitels von Konstanz in Meersburg.
Die Lehenhöfe durften ohne Zustimmung des Grundherren nicht geteilt oder verkauft werden. Nach dem Tode eines Leheninhabers durften sie nur als Ganzes weitergegeben werden, bei Erblehen innerhalb der Familie meist an den ältesten oder jüngsten Sohn. Im Falle der Schupflehen hatte die Herrschaft theoretisch das Recht, sie an jeden beliebigen Bewerber zu verleihen. In der Praxis wurde auch hier so verfahren, dass die Güter an ein Mitglied der vorherigen Familie weitergegeben wurden.
Wann der Dillmannshof Eigentum des Inhabers wurde ist ungeklärt.
Spätestens im 16. Jahrhundert war die Familie Dillmann auf Beschlingen, 1698 wurde Martin Tillmann ausdrücklich als Inhaber des Lehens genannt.
Rund fünfzig Jahre später aber vollzog sich der Wechsel von der Familie Dillmann zur Familie Litz und das, obwohl es einen männlichen Erben im heiratsfähigen Alter gab. In der Regel blieben Lehen in der Familie, war also der Verkauf des Lehens Ursache für den Besitzerwechsel?
Am 9.2.1750 findet in Mariabrunn die Hochzeit des „Anton Dillmann ex Dillmann“ die Witwe „Catharina Lützin ex Wolfzenn“ statt, der „letzte“ Dillmann zog nach Heirat nach Wolfzennen. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein, jedenfalls finden sich in den späteren Jahren in den Kirchenbüchern keine Hochzeiten mehr eines/einer Dillmann aus Wolfzennen. Erneut verwitwet heiratet Catharina 1759 wieder und zieht nach Berg.
Bei der Hochzeit 1750 war Joseph Lütz aus Dillmann Trauzeuge, ein Bruder oder doch zumindest ein naher Verwandter der Braut?
Joseph selbst hatte am 21.10.1749 Theresia Hanser aus Berg bei Eschach geheiratet. Bei dieser Hochzeit wird schon Dillmann als Wohnort angegeben, so dass spätestens im Herbst 1749 der Besitzerwechsel erfolgt sein muss.
Sein Urenkel Johann Baptist Litz lässt 1866 die Wohn- und Ökonomiegebäude in der heutigen Form erbauen.
Eine Backsteinausführung lag nahe, da sich schon im 19. Jahrhundert ganz in der Nähe der Schussen eine Ziegelhütte befand. Die Gebäude der alten Ziegelei müssen nach 1825 erstellt worden sein, auf der Flurkarte sind sie nicht verzeichnet. Die heutigen Ziegeleigebäude wurden nach dem Brand von 1926 leicht versetzt zum alten Komplex errichtet.


Durch den Vergleich der Flurkarten von 1825 und 1912 lässt sich erkennen, dass das alte Gebäude im heutigen Hofplatz lag und nach der Fertigstellung des Neubaus abgerissen wurde.
Im Jahre 1866 wurde auch die Dillmannshofer Kapelle im neuromanischem Stil zu Ehren Johannes des Täufers erbaut. Sie wurde 1890 durch Schenkung auf die Kirchengemeinde Mariabrunn übertragen.
Die Familie verlor 1881 das Hofgut Dillmannshof samt Ziegelei durch Zwangsvollstreckung und zieht nach Straß im Badischen.

Die ausführliche Geschichte, erstellt von meinem Bruder Winfried, findet ihr im Familienbereich. Bei Interesse bitte Kontakt mit mir aufnehmen.

5 Kommentare

  1. Franz

    So einen tollen und ausführlichen Bericht über den Dillmannshof hab ich bisher nirgends lesen können. Vielen Dank dafür. Und Gratulation für die gelungene Homepage.

  2. Bruno Dann

    Eine sehr ausführliche Familienchronik mit sehr viel Arbeit verbunden. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank!“

    • Ansge

      Hallo, sind sie der Bruno Dann vom Dillmannshof? Liebe Grüße, Ansgar

      • Bruno Dann

        Hallo Ansgar, ja der bin ich. Lang ist`s her… Liebe Grüsse zurück, Bruno

  3. Robert Andreas Enderle

    An die Nachkommen der Familie Gebhard aus Dillmannshof! Jenem sagenumwobenen Ort jenseits der Alb zwischen Apfelbäumen und Kühen. Ich stamme vom Zweig Fridolin Gebhard, den die Lateinlehre nach Ellwangen / Jagst verschlagen hatte. Doch binden mich Bande meines Stammbaums auch an Munderkingen. Ich zolle Euch höchste Anerkennung und Ehre für diese sehr schöne Sichtbarmachung geheimen Wissens.

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